Montag, 17. August:
Drei Jahre haben wir schon keine richtige Radltour mehr gemacht, jetzt wird's aber Zeit! Wir folgen dem aktuellen Heimaturlaub-Trend und fahren los Richtung Altmühltal. Wohin genau, wissen wir noch nicht, aber das sehen wir ja dann...
Gepackt haben wir nur Kleidung, Zelt und Schlafzeug, verschiedene Landkarten, die Dilruba, das nötigste Werkzeug, ein Brettspiel, Laptop und Fotoapparat. Ich habe auch noch meine Waschtasche dabei, Daves Priorität bei der Vorbereitung lag eindeutig auf den Rädern. 😆 Aber wofür gibt's überall Supermärkte?
Ohne Kochausrüstung, Essen, Wasservorräte und das sonstige schwere Zeug sind wir bei etwa zwei Dritteln vom Maximalgewicht. Und das reicht allemal!
Kurz vor Moosburg überqueren wir die A 92. Das Wetter ist übrigens perfekt: fast durchgehend bewölkt, leicht windig und kühl.
In der Holledau.Hopfen, nichts als Hopfen.
Zwischen Gaden und Engelbrechtsmünster schauen wir kurz ein bisschen ratlos, da hält auch schon ein Bulldogfahrer und gibt uns den entscheidenden Tipp.
So gelangen wir zwischen Mais- und Blumenfeldern...
... auf einen Radlweg an der Ilm entlang bis Vohburg.Dort erleiden wir dann beide ziemlich gleichzeitig einen Systemabsturz. Natürlich nicht am Marktplatz, wo sich Bistros, Pizzerien, Metzger und Bäcker aneinander reihen. Sondern in einer Wohnsiedlung, aber immerhin mit einem Norma. Deswegen besteht unser zweites Mittagessen, hier an der kleinen Donau, aus einer 500g-Packung Nachos und einer Tüte Schokoriesen.
Gleich danach treffen wir auf die große Donau, der wir bis nach Ingolstadt entgegenfahren.
Abendspaziergang in Ingolstadt nach einem wohlverdienten Nickerchen im Hotel.Jetzt wäre uns nach einem Burger, aber beim Hans-im-Glück sind uns die Sitzgelegenheiten eindeutig zu unbequem. Wir brauchen heute etwas mit Lehne und Kissen!! Und genau das finden wir im Biergarten des Restaurants Aphrodite.
gefahrene Distanz: 90 km
Nachtlager: Hotel Rappensberger in Ingolstadt
Erkenntnis des Tages: In Ingolstadt gibt es überproportional viele griechische Lokale, Dönerläden und Enthaarungssalons. Ob da ein Zusammenhang besteht?
Dienstag, 18. August
Die Asamkirche ist derzeit wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, drum können wir das berühmte Deckengemälde leider nicht anschauen.
Dafür gibt's an der Donau was zu sehen: Nämlich das Reduit Tilly im Klenzepark, ...... Enten beim Frühsport, ...
... und das neue Schloss.
Aber so richtig interessant wird es für uns erst bei der Weiterfahrt, als wir diesen Skatepark entdecken. Da müssen wir rein!
Und alles wird ausprobiert, eh klar.
Bescheuert sind wir schon, gell? Erst suchen wir stundenlang im Internet nach einer Fahrradroute mit möglichst flachem Profil - und dann das!
Aber es ist einfach zu geil!
So einer Schaukel kann ich natürlich nicht widerstehen.Der Radlweg zwischen Ingolstadt und Eichstätt ist ausnahmsweise mal wirklich gut ausgeschildert und auch noch richtig schön. Weise Entscheidung: beim Edeka in Buxheim nochmal Zucker und Koffein tanken, denn danach wird's bucklig!
Die Eichstätter Willibaldsburg grüßt uns schon aus der Ferne.
Auf der Altmühl sind lauter Familien mit Kanus unterwegs. Wäre das nicht auch für uns was? Wir steuern gleich mal einen Kanuverleih an, aber leider sind wir heute schon zu spät dran für eine Tour.
Sollen wir also jetzt schon Feierabend machen, in Eichstätt übernachten und morgen früh mit dem Kanu weiterfahren? Prinzipiell eine geniale Idee, vor allem weil der Kanuverleih uns sogar die Räder hinterherbringen würde. Allerdings weiß man halt nie, wie andere Leute unsere Heiligtümer rumschmeißen, deshalb lassen wir es lieber bleiben und fahren einfach neben der Altmühl her. Ist landschaftlich mindestens genauso reizvoll und geht schneller.
Der Radlweg ist "gut ausgeschildert" (Daves neues Lieblingswort), und so schaffen wir am späten Nachmittag nochmal stressfreie 25 Kilometer. Unser neues Ziel heißt Kipfenberg; die Burg hoch über dem Ort blinzelt uns schon von Weitem entgegen.
Fast jedes Dorf entlang der Altmühl hat eine Bootsanlegestelle mit kleinem Zeltplatz, in Kipfenberg ist es sogar ein voll ausgestatteter Campingplatz. Wir ergattern ein Fleckerl in der Poleposition...
... und genießen die Aussicht.
Später machen wir noch einen Spaziergang durch die Ortschaft, die einen wirklich schnuckeligen und geschmackvoll hergerichteten Ortskern mit schönen Restaurants und einer richtig guten Eisdiele hat. In den Siedlungsstraßen entdecken wir jedoch auch Grundstücke, deren Bebauung anscheinend JEWEILS auf einen Architekturwettbewerb mit mindestens drei Siegern zurückzuführen ist.
Oder vielleicht eine Erbengemeinschaft, die sich nicht auf eine Geschmacksrichtung einigen kann. Da wir niemanden sehen, den wir fragen könnten, spielen wir Stadtführung und erfinden unsere eigenen Geschichten zu diesen eigenwilligen Kompositionen.
Gefahrene Distanz: 50 km
Nachtlager: Azur Camping Kipfenberg
Erkenntnis des Tages: Man kann Wurstsalat mit Rinderbrühe anmachen. Muss man aber nicht!
Mittwoch, 19. August:
Der Tag beginnt äußerst entspannt am geographischen Mittelpunkt Bayerns, mit sonnigen Aussichten und einem tollen Frühstück beim Bäcker, ...
... gefolgt von ein paar Runden Schwimmen im Pfraundorfer See. Einfach herrlich!In Dietfurt verlangen unsere Körper nach ihrem täglichen Eiskaffee, schließlich haben wir in dieser Hitze heute noch einen Mörderanstieg vor uns.
Aber kaum stehen die Gläser auf dem Tisch, werden wir von Wespen geradezu attackiert. Sowas haben wir noch nie gesehen! Wir machen es einem anderen Paar nach, das mit ihren Erdbeerbechern im Eingang des Rathauses steht, zahlen und verziehen uns zum Trinken in den schattigen Eingang einer Arztpraxis, bevor uns die Bedienung aufhalten kann.
Schlauerweise haben die Besitzer der Eisdiele neben eine tatsächliche Wespenfalle zwei Teller Eis und einen 3-Liter-Eimer Honig als Lockmittel gestellt. Und die funktionieren so gut, dass alle Wespen und sogar manche Bienen aus der ganzen Umgebung herkommen.
Das grenzt schon fast an fahrlässige Körperverletzung.Da lobe ich mir doch so ein gemütliches Sitzbankerl am Radlweg, oder?
Dass es der Weg von Dietfurt bis Dürn ganz schön in sich hat, wussten wir. Den ersten Versuch über Hainsberg brechen wir bei einem "12% Steigung"-Schild ab. Beim zweiten Versuch über Breitenbrunn geht es 3 km vor dem Ziel plötzlich nicht mehr weiter, ...
... doch dann beobachte ich zufällig diese Dame. Gott sei Dank! So gelangen wir doch noch zu unseren Gastgebern Joe und Elfi. Die beiden haben wir im Juni kennengelernt, als sie bei uns übernachtet haben. Heute statten wir ihnen also einen Gegenbesuch ab, und da gibt es natürlich viel zu ratschen, auszutauschen und zu erzählen...
gefahrene Distanz: 40 km
Nachtlager: bei Joe und Elfi in Dürn (Warmshowers-Gastgeber)
Erkenntnis des Tages: Dahoam is dahoam. Auch wenn's bei jemand anders ist.
Donnerstag, 20. August:
Frühstück mit Joe und Elfi. Wir könnten ewig hockenbleiben und weiterratschen. Aber wie wäre es denn, mal miteinander eine Radltour zu machen? Mit dieser Idee im Gepäck verabschieden wir uns am späten Vormittag.
Mittagspause in Riedenburg.Alle paar Kilometer thront eine Burg über der Altmühl, hier die Burg Prunn. In Kehlheim erreichen wir wieder die Donau und müssen uns entscheiden, wie es weitergeht. Nach einem Großeinkauf in Langquaid fahren wir an der großen Laaber entlang Richtung Süden.
Mein linkes Knie mag heute nimmer, deswegen luren wir jetzt in jede kleine Abzweigung rein...... und werden bald zwischen zwei Maisfeldern fündig, wo ein kleiner Bach dahinplätschert und uns diese riesigen Weiden Sicht- und Sonnenschutz bieten. Ein Traum!
Brotzeit und Wasser haben wir genug dabei, und mit "Carcassonne" vertreiben wir uns die Zeit bis zum Bettgehen.
gefahrene Distanz: 70 km
Nachtlager: am Altbach in der Nähe von Laaberberg
Erkenntnis des Tages: Deutschland hat noch einen weiten Weg vor sich, um die Beschilderung der Fernradwege zu optimieren. Und: Der beliebteste Name für ein Eiscafé ist hier in der Gegend "Riviera".
Freitag, 21. August:
Erstmal muss gefeiert werden, denn heute vor elf Jahren sind Dave und ich uns in Reykjavík begegnet.
Seitdem muss sich der arme Kerl mit einem Frühaufsteher rumschlagen. Die Partystimmung ist ihm ins Gesicht geschrieben 😴
Beim Zeltabbau schaut uns ein Heuschneider zu. Wir sind überrascht, wie trocken das Zelt ist, nachdem es direkt neben einem Bach aufgebaut war. Es wird ein brutal heißer Tag, und kein Lüfterl rührt sich. In einer Apotheke in Rottenburg gönne ich meinem Knie eine Bandage, dann kämpfen wir uns durch die bucklige Landschaft, immer auf der Suche nach dem nächsten Fahrrad-Wegweiser.
Die ganze Zeit haben wir uns schon gefragt, wie schwer wohl unsere Räder diesmal sind. Und hier auf diesem Bauernhof gibt es tatsächlich eine LKW-Waage! Die ist zwar nicht besonders genau, aber darauf kommt's uns ja auch nicht an.
Mit unseren Rädern zusammen bringen wir 260 Kilo auf die Waage. Klar, dass wir damit bergab unschlagbar sind! In Landshut legen wir nochmal eine längere Mittagspause ein, danach testen wir den neuen Radlweg an der B 15 entlang bis heim. Also zumindest fast, denn ab Münchsdorf haben wir die Wahl zwischen idyllisch gelegenen, sprich buckligen Seitenstraßen und der Bundesstraße. Wir überlassen die Entscheidung meinem Knie und hoffen, dass der Bezirk Oberbayern bald auch die letzten paar Kilometer zusammenflickt. Denn dann hätte man von Landshut bis Rosenheim durchgehend einen vernünftigen Radlweg.
gefahrene Distanz heute: 60 km
gefahrene Distanz insgesamt: 310 km
Nachtlager: eigenes Bett daheim
Erkenntnis des Tages: Wir können es noch!
Nachtlager: eigenes Bett daheim
Erkenntnis des Tages: Wir können es noch!